Dieses Schema erfasst am treffendsten die Situation des Therapeutischen Reitens in den deutschsprachigen Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz und wurde entnommen aus dem Buch: "Partnerschaftlich miteinander umgehen" von Antonius Kröger.
Heilpädagogisches Reiten (HPR)
Wir haben das heilpädagogische Reiten vorne dran gestellt, da auf unserem Therapiehof Steinertswiese vorwiegend heilpädagogisches Reiten und Reiten als Behindertensport durchgeführt wird.
Unter dem Begriff "Heilpädagogisches Reiten" werden pädagogische, psychotherapeutische, rehabilitative und soziointegrative Angebote mit Hilfe des Pferdes bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit verschiedenen Behinderungen und Störungen zusammengefasst. Dabei steht nicht die reitsportliche Ausbildung, sondern die individuelle Förderung über das Medium Pferd im Vordergrund, d.h. eine günstige Beeinflussung der Motorik, der Wahrnehmung, des Lernens, des Befindens und des Verhaltens.
Beim HPR können schon beim Umgang mit dem Pferd – z.B. von der Weide holen, putzen, streicheln, füttern – erforderliche Bewegungen gezielt eingesetzt werden, um motorische Störungen zu verbessern oder zu beheben.
Mithilfe der Kontaktaufnahme zum artfremden Lebewesen Pferd können emotionale und soziale Erfahrungen gesammelt werden. Vorteilhaft ist, das sich der Therapeut stark zurücknehmen kann. Er/Sie agiert als Lehrer/in im Umgang mit dem Pferd und ermöglicht z.B. Menschen, die sich aufgrund schlechter Erfahrungen nicht mehr mit anderen Menschen einlassen möchten, einen neuen Zugang zur Umwelt über den "Umweg Pferd".
Um ein Pferd aktiv zu lenken bedarf es gezielter Bewegungen (Motorik) seitens des Reiters, der außerdem in der Lage sein muss, dem Pferd seinen Willen mitzuteilen. Dies stellt hohe Anforderungen auf psychischer und physischer Ebene und wird prompt mit Erfolg belohnt, wenn das Pferd auf die Signale der Reiters richtig reagiert.
Unsere Zielgruppen für die heilpädagogischen Maßnahmen mit und auf dem Pferd sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit:
– Entwicklungsverzögerungen in den Bereichen Wahrnehmung, Motorik, Sozialverhalten, Kommunikation und Sprache, Koordination, Kognition
– Lernbehinderungen
– herabgesetzte Motivation
– Verhaltensbesonderheiten
– Schwierigkeiten im Sozialverhalten
– motorische Schwierigkeiten
– Konzentrationsstörungen
– Wahrnehmungsstörungen
– Ängste
– Störungen oder Schwierigkeiten in der Aufnahme und Gestaltung von Beziehungen
– geistige Behinderungen
Reiten als Sport für Behinderte und Rehablitation
Reiten gibt behinderten Menschen die Möglichkeit, unter Berücksichtigung ihrer Behinderung Umgang mit dem Pferd zu haben. Dies reicht von sinnvoller Freizeitbeschäftigung, die den Behinderten zum gleichberechtigten Partner von Nichtbehinderten z.B. in Reitvereinen macht, bis hin zum Spitzensport, wie eindrucksvoll durch erfolgreiche Teilnahme auf Turnieren bzw. Paralympics gezeigt wird. Neu sind die "Special Olympics", die sich um geistig Behinderte und deren Sport bemühen. Sie bieten dem behinderten Reiter die – oft einzige – Chance, im Sport gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten.
Hippotherapie
Bei der Hippotherapie kann der behinderte Mensch ohne sein Zutun durch das geführte Pferd bewegt werden. Die Schwingungen des Pferderückens werden in der Gangart Schritt als dreidimensionaler Schwingungsimpuls auf den Körper des Patienten übertragen. Dieses Rumpftraining in der Aufrichtung und Sitzbalance im gleichmäßigen Bewegungsrhythmus ist einzigartig und erlaubt auch Schwerstbehinderten Körpererfahrungen, die sie sonst nie gemacht hätten. Hippotherapie ist eine krankengymnastische Maßnahme, die vom Arzt verordnet und von einem speziell ausgebildeten Krankengymnasten durchgeführt wird und richtet sich an Patienten mit infantiler Cerebralparese, Multiple Sklerose, Wirbelsäulen-Syndrom, Dysmelien, Minimal cerebrale Dysfunktion, Schädelhirntrauma und periphere Lähmungen.
In allen Bereichen steht das Pferd als Medium im Mittelpunkt. Die Bereiche überschneiden sich in der Praxis, dh. der Klient kann sich in seinem persönlichen Tempo von einer Therapiemöglichkeit zur anderen entwickeln, mit seinem Pferd.
Das Therapiepferd
Der Erfolg pädagogischer Maßnahmen hängt im wesentlichen von unseren Pferden ab. Für die Reittherapie brauchen wir Pferde, die selbst physisch und psychisch gesund sind, sich wohl fühlen und gern mit Menschen zusammenarbeiten. Deshalb ist es wichtig, daß Therapiepferde ihrer Art gemäß gehalten und sehr gut ausgebildet werden und einen artgemäßen Umgang erfahren. Offenstallhaltung oder Stallhaltung mit täglichem Weidegang, genügend Bewegung und sozialer Umgang mit Artgenossen ist für Therapiepferde eine Notwendigkeit. Grundsätzlich eignet sich jede Rasse, entscheidend ist ein guter Charakter. Das Pferd darf nicht beißen oder andere Unarten haben oder sogar ausschlagen. Solche Pferde erzeugen Angst bei den Schülern und belasten das Vertrauensverhältnis zum Pferd. Ein Therapiepferd sollte fleißig, aber nicht zu temperamentvoll sein, jedoch auch nicht abgestumpft. Plötzlich auftretende Umwelteinflüsse dürfen es nicht ängstigen und erschrecken. Es sollte unkompliziert und geduldig sein und eine gewisse Unbekümmertheit aufweisen.
Gebäudemäßig wünschen wir uns ein kräftiges Fundament, gesunde Beine und Hufe, einen unempfindlichen Rücken, unempfindliche Nieren-, Flanken- und Kruppenpartie und passende Größe.
Die Ausbildung des Pferdes beginnt mit Bodenarbeit und der Ausbildung an der Longe. Es lernt Vertrauen und Respekt den Menschen gegenüber und das Befolgen von Kommandos auch aus der Distanz. Die Ausbildung unter dem Sattel erfolgt im Dressurviereck und im Gelände. Sie sollte vielseitig sein und dem Pferd eine gute Grundlage vermitteln.
Neben den reiterlichen Grundlagen wird das Therapiepferd dahingehend geschult, alle Anforderungen des Reitens ohne Sattel zu erfüllen. Im Laufe der Ausbildung wird das Pferd auch an verschiedene Materialien, wie z.B. Bälle, Tücher, Instrumente herangeführt. Durch positive Gewöhnung werden Schreckmomente abgebaut, um den Fluchttrieb zu desensibilisieren. Das Pferd soll Freude an der Arbeit entwickeln und lernen, sich sensibel auf immer neue Situationen und Menschen einzustellen.
Der Einsatz eines Therapiepferdes muß dosiert erfolgen, da die Arbeit ständig Aufmerksamkeit und Konzentration von ihm verlangt und dies nur über eine begrenzte Zeit erbracht werden kann. Den Pferden sollte immer wieder Pausen gegönnt werden, Therapieferien sind eine Notwendigkeit. Ausgleichsberitt in Dressur, Springen und Gelände sind für das Pferd entspannend und erhalten seine Arbeitsfreude.
In der Rubrik "Über uns" haben sie die Möglichkeit unsere Therapiepferde kennen zu lernen. Uns steht für unsere Arbeit ein Stall voll "braver Pferde" aller möglichen Größen, Rassen und Temperamente zur Verfügung.